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Fremder Zugriff auf Fernseher: Erkennen und Verhindern

In Deutschland besitzen 64% aller Haushalte einen Smart TV, mit dem sie täglich über 3,5 Stunden fernsehen. Ein Großteil der Inhalte wird dabei aus dem Internet abgerufen, was die weltweite Vernetzung der TV-Geräte verdeutlicht.

Der Zugang zum Internet erfolgt dabei meistens über das lokale WLAN. Aber auch weitere Verbindungen wie Bluetooth oder DVBT werden genutzt.

Jeder Zugriffspunkt beinhaltet automatisch auch die Möglichkeit, dass sich ein Hacker unerwünschten Zugang zum Fernseher verschafft, gespeicherte Daten abgreift und sogar die Steuerung des Fernsehers zu übernimmt.

Wird eine neue Verbindung von dem Smart TV erkannt, erfolgt eine Meldung auf dem Bildschirm. Sofern kein eigener Verbindungsversuch gestartet wurde, ist dies der Moment, in dem man sehr stutzig wird.

Sind Smart TV sicher?

Moderne Smart TVs sind genauso anfällig für ungewollte Zugriffe wie Computer und Handys, da sie vergleichbare Software und Protokolle für den Datenaustausch einsetzen. Die Betriebssoftware bietet keine vollständige Sicherheit und es gibt immer wieder Sicherheitslücken, die von Hackern ausgenutzt werden können.

Eine große Gefahr besteht hierbei für die persönlichen Daten, die auf dem Smart TV und in den einzelnen Apps abgespeichert sind. Der Zugriff auf Adressbücher, Telefonnummern und Kontodaten ermöglicht einen weitreichenden Missbrauch.

Der Eingriff in die Privatsphäre kann insbesondere bei einem Smart TV mit Mikrofon und Kamera verstörend sein. So ist es theoretisch möglich, die Kamera heimlich zu aktivieren und die Bilder zu verwenden.

(Unser Artikel darüber, wie man die Kamera und das Mikrofon am Smart TV findet und deaktiviert nimmt sich der Problematik im Detail an)

Weniger dramatisch, aber immer noch sehr unangenehm ist es auch, wenn die Steuerung des Smart TV von außerhalb übernommen wird. Dann kann der Fernseher ohne eigenes Zutun aus- und eingeschaltet, die Lautstärke geändert, oder das Programm gewechselt werden.

Ursachen für fremden Zugriff

Ein fremder Zugriff auf den Fernseher kann durch ein seltsames Verhalten oder eine neue Verbindung bemerkt werden. Möchte sich ein fremdes Gerät mit dem Fernseher verbinden, erfolgt in der Regel eine Mitteilung und die Bestätigung wird angefragt.

Handelt es sich nicht um einen eigenen Verbindungsversuch, muss jedoch nicht immer ein großer Hackerangriff hinter den Aktivitäten stecken.

Versehentliches Verbinden

Die häufigste Ursache für einen fremden Zugriff ist ein Verbindungsversuch eines Geräts, das man nicht selbst steuert, aber auch keine böse Absicht beinhaltet.

Die große Reichweite der Fernseher und die große Verbreitung führen dazu, dass zu jedem Zeitpunkt zahllose Verbindungen hergestellt werden.

Die Suche nach Bluetooth und WLAN-Netzwerken im eigenen Haushalt zeigt schnell, dass diverse Verbindungen möglich wären.

Ein Nachbar mit einem neuen Handy oder einem neuen Fernseher versucht vielleicht eine Verbindung herzustellen und erwischt das falsche Gerät.

Eigene (selbstständige) Geräte

Ein fremder Zugriff erscheint einem manchmal auch nur als fremd, weil man nicht aktiv das eigene Gerät angesteuert hat. Es können jedoch diverse Prozesse im Hintergrund laufen, die einen erneuten Verbindungsversuch initiieren, ohne dass man etwas bemerkt.

Hierzu zählen insbesondere Apps mit einem hohen Drang zur Verbindungsherstellung. Starten sich diese regelmäßig neu oder machen selbstständig ein Update, kann es zu erneuten Versuchen kommen.

Aber auch eine neue Firmware oder ein Bug in einer Software können die Zugriffe verursachen.

Alte Einstellungen (Gebrauchter Fernseher)

Die Nutzung eines Fernsehers aus einem anderen Haushalt kann auch dazu führen, dass Zugriffe verursacht werden, die man nicht selbst initiiert hat.

Werden die Einstellungen unverändert übernommen, kann es zu Konflikten und unerwünschtem Verhalten kommen.

Dies gilt nicht nur für die Verbindungen, sondern auch für sämtliche Apps.

Hacker

Ein tatsächlich unrechtmäßiger Zugriff auf den Fernseher stellt zwar die Ausnahme dar, birgt aber die größte Gefahr. Die Hersteller versuchen zwar ihre Geräte so sicher wie möglich zu machen, einen definitiven Schutz gibt es jedoch nicht.

Die Zugriffe von Hackern werden wohl nur zu einem kleinen Teil direkt bemerkt. Genaue Zahlen liegen zwar nicht vor, aber es ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer höher als die bekannten Zugriffe ist.

Ein effektiver Schutz sollte daher von allen Smart TV Nutzern angestrebt werden.

Unsere Maßnahmen gegen einen fremden Zugriff findet ihr am Ende des Artikels.

Quellen für fremden Zugriff

Grundsätzlich können alle Verbindungen für einen Missbrauch in Frage kommen, wenn es entsprechende Sicherheitslücken gibt. Die Weiterentwicklung der Technik und Aktualisierung der Software erzeugt zwar immer mehr Schutz, jedoch tauchen immer wieder andere Mängel auf.

Bluetooth

Die Verbindung über Bluetooth ist im Nahbereich der Standard für drahtlose Geräte wie Kopfhörer und Soundbars. Aber auch Fernbedienungen und Handys nutzen diesen Zugang zum Smart TV.

Der Zugang erfolgt über das Suchen und Koppeln der Geräte. Die erste Verbindung muss bestätigt werden. Im Anschluss verbinden sie sich automatisch und es wird maximal eine Information ausgegeben.

Der unberechtigte Zugriff von außerhalb kann eine solche Bestätigungsmitteilung verursachen. Es ist aber auch möglich, dass dieser Sicherungsmechanismus übergangen wird.

Die meisten fremden Zugriffe beruhen auf einer unbeabsichtigten Bluetooth-Kopplung.

WLAN

Smart TVs sind in das lokale WLAN eingebunden und nutzen die Konnektivität für die meisten Interaktionen. Auch direkte WLAN-Verbindungen zu Einzelgeräten werden immer häufiger (WiFi-Direct).

Ein Smart TV mit einem eigenen WLAN kann von anderen Geräten gefunden und entsprechend angewählt werden. Dabei erfolgt der Zugriff unmittelbar und fordert die Sicherheitsmechanismen des Fernsehers heraus.

Die Reichweite dieses Zugangs ist auf den Sendebereich des TV-WLANs begrenzt.

Internet (via Router)

Der Großteil des Datenaustauschs wird über das lokale WLAN und den bestehenden Router zum und vom Internet hergestellt. Dabei ist der Smart TV über den Zugriffspunkt und die Software weitestgehend abgesichert.

Jedoch kommt es auf die Aktualisierung und Einstellung des Routers an, welches Maß an Sicherheit vorhanden ist.

Sollte eine Beeinträchtigung vorliegen ist der Smart TV ortsunabhängig verwundbar und die Daten können weltweit abgegriffen werden.

DVBT

Ein weiterer Zugriffspunkt könnte ein bestehendes terrestrisches Fernsehmodul (DVBT) sein. Hierüber werden digitale Daten ausgetauscht und final als Fernsehbild zur Anzeige gebracht. Die Verbindung zum Fernseher ist dabei bereits mehrfach negativ aufgefallen.

So konnte der Zugang zum Smart TV in vielen Fällen unbemerkt stattfinden und die Steuerung des Fernsehers übernommen werden.

Die bisher aufgedeckten Sicherheitslücken wurden zwar geschlossen, jedoch sind weitere Hackermöglichkeiten nicht auszuschließen.

Maßnahmen gegen fremden Zugriff

Die Verhinderung eines Missbrauchs persönlicher Daten ist ein unangenehmes Thema und verringert meist die Einfachheit der Smart TV Nutzung.

Die Nachteile eines Datenverlusts wiegen jedoch schwer und so sollten so viele Maßnahmen ergriffen werden, wie man ermöglichen kann.

Bei einem potenziellen fremden Zugriff auf den Fernseher ist folgendes zu tun:

  1. Verbindung nicht zulassen
    Erscheint ein Popup mit einem Auswahlfenster ist die Verbindung abzulehnen. Ist keine Auswahl möglich und eine fremde Verbindung wird angezeigt sollte der Fernseher ausgeschaltet und ohne kabellose Verbindungen neu gestartet werden.
  2. Verbindungen überprüfen und löschen
    In den Einstellungen können bei den Bluetooth-Verbindungen die gekoppelten Geräte angesehen werden. Unbekannte Koppelungen sollten deaktiviert werden. Je nach Hersteller ist auch eine Übersicht über Verbindungen zu WLAN-Geräten möglich.
  3. Ungenutzte Verbindungen deaktivieren
    Smart TV besitzen zahlreiche Möglichkeiten sich mit Geräten kabellos zu verbinden. Alle Zugriffsmöglichkeiten ohne aktive Nutzung sollten deaktiviert werden. Im Idealfall besteht eine Ethernetverbindung zum Router und Bluetooth und WLAN werden ausgeschaltet.
  4. Kamera und Mikrofon absichern
    Insbesondere ältere Modelle haben ungesicherte Kameras und Mikrofone. Bei Nicht-Nutzung sollten diese in den Einstellungen deaktiviert und zusätzlich abgeklebt werden.
    (Mehr zum Thema Kamera und Mikrofon erfährst du hier)
  5. Router überprüfen
    Die Verbindung zu einem Router muss sicher sein. Hierzu sind die Router mit einem entsprechenden Passwort ausgestattet und mit einem Protokoll gesichert. Besteht Unsicherheit darüber, ob das aktuelle Passwort gehackt wurde, sollte ein neues vergeben werden.
    Im Router können auch die bisher hergestellten Verbindungen zu Endgeräten eingesehen werden. Alle unbekannten und nicht mehr genutzten Geräte sollten entfernt werden.
  6. Software aktualisieren
    Sicherheitslücken werden regelmäßig aufgedeckt. Dies betrifft sowohl den Fernseher, den Router, als auch die einzelnen Apps. Eine regelmäßige Aktualisierung schließt bekannte Mängel und schafft mehr Sicherheit.
  7. Fernseher zurücksetzen
    Sollten weiterhin seltsame Meldungen auftauchen, kann es hilfreich sein den Fernseher auf seinen Werkzustand zurückzusetzen. Dabei gehen alle Daten verloren und sämtliche Apps müssen neu installiert werden. Insbesondere bei einem gebrauchten Smart TV ist dies ein sinnvoller Schritt.

Allgemeine Regeln für mehr Datensicherheit

Zugriffe von außerhalb können einen großen Schaden anrichten. Der richtige Umgang mit den eigenen Daten ist daher unerlässlich.

Aus eigener Erfahrung sind folgende Schritte langfristig wichtig:

  1. Passwörter verwalten
    Der Zugang zu diversen Portalen und Apps erfolgt mit Hilfe eines Passworts. Dieser selbst gewählte Zugangscode sollte sich nie wiederholen, eine sichere Kombination aus Zahlen + Buchstaben + Sonderzeichen enthalten und regelmäßig geändert werden.
    Der größere Aufwand beim Erstellen und Verwalten der Passwörter verringert zwar das Nutzererlebnis, spart einem aber viel Ärger und Zeit, wenn es zum Ernstfall kommt.
  2. Keine sensiblen Daten speichern
    Der persönliche Datenschutz sollte für jeden Nutzer nur so weit gehen, wie auch der Nutzen in einem adäquaten Verhältnis steht. Insbesondere die Angabe von Adressen, Telefonnummern und Kontodaten sollte auf ein Minimum reduziert werden.
  3. Zwei-Wege-Authentifizierung aktivieren
    Die Einführung der Zwei-Wege-Authentifizierung im Online-Banking findet auch bei vielen Apps seine Anwendung. In der Regel ist dabei ein Code aus dem Handy zum Login notwendig. Überall wo sensible Daten gespeichert sind, ist auf diesen Login umzustellen.
  4. VPN nutzen
    Ein Virtual Private Network (VPN) ist ein kostenpflichtiger Service, der eine anonyme Internetadresse (IP) vergibt und eine entsprechende Absicherung gewährleistet. Dabei sollten auf seriöse Anbieter zurückgegriffen werden, die einen hohen eigenen Datenschutz gewährleisten. (Wir nutzen daher VprVPN aus der Schweiz, deren No-Log Philosphie regelmäßig kontrolliert wird)

Quellen:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/325527/umfrage/anteil-der-tv-haushalte-in-deutschland-mit-smart-tv/
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/118/umfrage/fernsehkonsum-entwicklung-der-sehdauer-seit-1997/

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